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r rJean-Pierre Pellet   artist contest winner first best schrift künstler foto malerei paint painting canvas
 

Aus dem Geräusch: schäumendes Wort.

 

Das Rauschen,
das Rauschen der Bäche, des Stroms, des stömenden Regens; das Rauschen des Waldes, das weisse Rauschen, das Hintergrundrauschen, das Rauschen der Räusche; der Rausch des Rauschens; das Rau-
schen des fern wegfahrenden Zuges, des fern abziehenden Unwetters; das Rauschen des fernen Strassenverkehrs, das Rauschen der Ferne; das Rauschen der Stille beim Betrachten der Sterne, das
Rauschen der Nähe, des Blutes im Kopf des Abgeschiedenen; das Rauschen der festlichen Kleider alter
Zeit; das Rauschen hört nur, wer Lauschen übt, wer Lauschen gelernt hat. Das Rauschen lauschend hörend gehört der Lauscher dem Rauschen; der Lauscher verrauscht im Rauschen und kehrt sich in den
Abschied; untergehend im Rauschen vernimmt er ausholend-einholend im Rausch des Rauschens das
Rauschen. Das Rauschen ist der traumlose Schlaf der vergessenen Erinnerung. Rauschend vernimmt er
alles, denn alles ist nichts, wenn etwas nicht alles ist; rauschend errinnert er Nichts und vergisst er alles,
weil alles nichts ist. Das Rauschen ereignet Nichts im Gehör. Lauschend das Rauschen im Ereignis des
Nichts gehört der traumlos Schlafende der hellwachen Stille der Armut der er-eigneten, bildlosen und
gegenstandslosen Lichtung, deren milde Helle in der Sage des im Er-eignis Erwachenden widerhallt ins
Dasein des dem Ereignis ge-eigneten, inständig Wachenden.

 

Das je einzige Ereignis.
Es wird nicht mehr sein, wie ihr es eben noch und bis anhin immer wieder euch vorgestellt habt. Alles Rechnen wird nicht aufgehen, das heisst es wird keinen realen Gegenwert geben, der die von euch bemühte Logik auffangen, auch nicht einmal annähernd, und zu eurer Sicherheit gesammelt aufheben
wird. Eure selbstherrliche Gewissheit der nächsten Schritte wird im Meer der unbestimmbaren aber bestimmten Angst untergehen. Die angustia wird euch nicht beengen, sie wird euch weiten und euer Gehör öffnen in die Hellhörigkeit. Es gibt dann nur noch, was ihr hört im unberechenbaren Zucken der Stille, und dazwischen werdet ihr lauschen dem Rauschen der sich im Vergessen reinigenden Erinne-
rung. Es wird noch geben, was es gibt im je einzigen Ereignis.

 

Werden:
im ereigneten Zeitraum sich übereignendes Seiendes, ins einzige Mass der Fülle des anfänglichen Ereig-
nisses untergehend und so als das Nichtslose in die Wesung der Zeit als zeiträumende Dauer sich
lösend, aus der namenlosen Masse des Unsagbaren, die Welt in die Lichtung der Wahrheit des Seyns
stellend und deren Verbergung in die Entbergung verstellend.

 

Die Kategorie: das Wort der Metaphysik - der Begriff.
Das er-eignete Wort: das Wort des Seyns - die Sage.

 

Der Arzt ist der Schiedsrichter im Spiel: Leben gegen Tod. Darum kann er nicht sein eigener Arzt sein.

 

Das Intervall.
Die Leere des Intervalls in der Musik, hallend zwischen den Tönen, hallend durchmessend den Zeitraum und ermessend die Weite des Halls für die Helle der Lichtung der Sage des ereigneten Wortes der Sprache als Antwort auf den Anspruch des Seyns aus seiner erfüllten Verbergung der untergänglichen
Erinnerung in den Abschied.

 

Komponieren,
als Ineinandersetzen  des Klanges und der Stille (des Schweigens) in der Auseinandersetzung des Intervalls.
(sapphisch, nach Hölderlins Versmass). Füge den Ton der Stille in die Mitte
 ein und höre das Intervall im Raume
 aus der Zeit ereignet einfach im Dasein
                             öffnend die Lichtung.

 

1. Dietrich von Freiberg (siehe Kurt Flasch, "Meister Eckhart. Die Geburt der deutschen Mystik
aus dem Geist der arabischen Philosophie",  S. 101).
Geistwesen: Sie treten ins Sein allein durch ihre Einsicht. Sie erkennen, dadurch empfangen sie ihr Wesen, intelligendo suae substantiae principium et intellectualiter fluens ab eo suam essentiam
capit (vom Erkennen des Prinzips seines Grundes und aus ihm geistig fliessend fasst er sein Wesen (Sein).
2. Eckhart, Pariser Quaestio, die sagt, dass Gott ist, weil er erkennt.
3. Descartes: Cogito ergo sum.
4. Im Ereignis:Gott ist(, weil er) er-eignet (ist).

 

Benommenheit - Helle,
Aufwachen- Erschrecken.
Aufwachen: Umschwung vom Schlaf in die Schlaflosigkeit. Aufwachen: Heraustreten aus der Benommenheit in die Helle der Welt.
Benommenheit: In-der-Innerung-des-Eigenen-Sein.
Das Eigene, angeeignet.
Aufwachen, Ausbrechen aus dem Eigenen, das der Helle schattenhaft anhängt, in sie hineinragt, die
dadurch zwielichtig im Zwischen schwebt. Zwielichtiges Aufwachen, schattenhaft gebrochene Helle,
wie im Wald, unter der Wasseroberfläche: so eingefärbte Helle, je nach Stimmung aus der Fügung der
erinnerten Benommenheit, die selber von erinnerter Schwingung gewesener Helle belichtet ist.
Erschrecken: Das Gegenständliche der Welt, das der Benommenheit Fremde, Andere, weil wirklich:
nicht erinnert. Dieses Gegenständliche ragt un-benommen, unerwartet plötzlich auf im Zwielicht der
erst erhellten Benommenheit im Aufwachen. Erschrecken: wie Gischt schreckt auf einem heissen Stein;
das Aufbrechen des Unterschieds des Intervalls, als Löschung des Eigenen vor dem Anderen.

 

Anfänge im Beiläufigen, erzählend.
I. So geht die Geschichte.  -  Er sagte ein Wort, vielleicht auch zwei oder mehr, jedenfalls sagte er nur
eines: Schluss. Und das war die Entscheidung zur Tat. Und die wenigen im Lokal, vielleicht ein Warte-
raum vor einer Amtsstelle oder eine Kantine für die Angestellten, oder gar eine Mensa, die wenigen
unter den vielen, die anwesend waren und die ihn hörten, weil sie schon seit einiger Zeit auf ihn auf-
merksam geworden waren, verstanden, wenn auch jeder auf seine eigene Weise, je nach Erwartungen,
Aengsten oder Hoffnungen, ja sie erfassten, was es bedeutete. Schluss mit der alten Geschichte, der
in ihren unendlich scheinenden Auslauf hinweg dümpelnden Geschichte. Es würde etwas geschehen,
nicht etwas unbedingt augenscheinliches, vielleicht nur beiläufiges, jedoch etwas notwendigerweise
beiläufiges, denn es war im allgemeinen Rauschen der Betriebsamkeit rings herum kein Platz offen für
den Zufall des augenblicklichen Ereignisses. Es würde etwas geschehen, das schlicht und überhaupt,
wegen des anfänglichen Charakters der Tat nicht in die alte Geschichte passte.
II. Glühend steckt die Zigarre unter seiner Nase hervor; ein leichter Gegenwind lässt der Asche keine
Chance, die Form des schon verbrannten Zigarrenstückes zu bewahren. Eigentlich, schade zu rauchen,
denkt er, das meiste wird mir ja vom Wind weggeraucht. Aber im Zug nach Olten, den er in sieben Minuten nicht verfehlen möchte, darf er ja nicht rauchen und das volle zwei Stunden lang. Da teilt er
gerne einen Teil seines Genusses mit der freien Atmosphäre; hernach wird er sich im Bahnabteil zwei-
ter Klasse die Erinnerung der Nikotinzüge mit dem warmbitteren Geschmack auf der Zunge mit einer
kleinen Zweideziliterflasche Beaujolais, die ihn vorläufig die Schwerkraft von seiner rechten Jacken-
tasche her an der einen Schulter spüren lässt, herunterspülen. Es lebe die freie Luft, der Rauch und
der Wein singt er leise und greift püfend an die linke Jackentasche. Ja, da ist noch eine Zigarren-
schachtel Wuhrmann, vom Denner, mindestens vier sind noch drin, ich habe mir ja davon erst eine
angezündet. Ich werde mir in Olten nach dem Aussteigen gleich eine anstecken vor der Bahnhofs-
halle. Man darf ja jetzt nicht mal mehr in den Bahnhöfen rauchen, verdammt noch mal; und der Taxi-
fahrer in Olten wird wohl auf mich verzichten müssen; zu Fuss werde ich vorerst einmal in die näch-
ste Beiz laufen und noch einen Roten trinken, und nicht eher aufstehen bis der Stumpen im Aschen-
becher ausgedrückt ist; ja, ich bin ein elender Stumpenausdrücker, keine Kultur, dabei tue ich das,
weil ich ja noch sozial eingestellt bin, jawohl, damit der Restrauch der wegglimmenden Glut des er-
löschenden Zigarrenstumpfes nicht irgendwelche Mitmenschen unnötigerweise belästige.

 

Transsubstantiationen.
Kurt Flasch, "Meister Eckhart, die Geburt der deutschen Mystik aus dem Geiste der arabischen Philo-
sophie". Zur Lehre der Transsubstantiation:
Diese war im 12. Jh. ... ... hervorgegangen und besagte, Gottes Allmacht erhalte im Altarsakramente
( heilige Eucharistie) die Broteigenschaft im Dasein, ersetze aber die Brotsubstanz durch die Sub-
stanz des Leibes Christi (Akzidenz vs Substanz).
Idee einer Transsubstantiationsübung als musikalische Komposition.
1. Die chinesische Schrift als Bildschrift. Jedes Wort, jeder Begriff: ein Bild, zusammengesetzt aus Bild-
zeichen (verschiedentlich gewendeten Strichen).
2. Zuordnung von Ton/Klang-Intervall-Rhythmusmotiven zu den chinesischen Schriftzeichen eines
Textes.
3. Die Verbindung der Motive (den einzelnen chinesischen Schriftzeichen entsprechend) als gesamtheit-
liche Komposition wird als Zuordnung zweiter Stufe zum Text als Ganzem (Syntax und semantischer Gehalt) erdacht (erarbeitet).
4. Daraus (aus 3.) ergibt sich, dass der chinesische Text die Regel der musikalischen Komposition stellt.
5. Die Substanz des chinesischen Textes ersetzt also die musikalische Substanz der Komposition, deren
klangliche Eigenschaft aber wohl erhalten bleibt.

 

Die Worte sind gesagt.
Werden sie gehört?
Gehören sie uns?
Worte setzt man nicht in Tat um. Wort hält man. Das gehörte Wort soll man halten. So wird die Haltung
(ethos) vom Wort gestimmt, aus welcher Haltung Taten einzig einen Gehalt finden. Die gehaltvolle Tat
gehorcht dem gehörten Wort und wird von der Erfüllung des Wortes getragen; und niemals ist die Tat
schon erst die Erfüllung des Wortes. Das Wort erfüllt sich in der erschwiegenen Sage im Ereignis und
inständig seyend im Ereignis wird es gehört.

 

Wenn Liebe stofflich wird, verflüchtigt sich der Geist im Rausch.

 

Dialog aus dem Einerlei.
Einer. Geht`s?
Anderer. Geht`s?
Der eine. Es geht.
Der andere. Geht gut.
Der eine. Geht nicht schlecht.
Der andere. Es könnte nicht besser gehen.
Der eine. Ich sollte noch etwas zulegen.
Der andere. Ich müsste eigentlich abbauen.
Der eine. Könnte ich doch von deinem Ueberfluss etwas abbekommen.
Der andere. Ja, aber ich möchte dadurch nicht in deine Lage geraten.
Der eine. Meine Lage ist eben so, dass ich zulegen könnte. Du bist am Ende, du kannst ja nur
                      noch abbauen.
Der andere. Ich bin am Ziel, nicht am Ende; oder meinst du beides sei ein und dasselbe?
Der eine. Nein, nicht dasselbe. Ein Ziel hattest du, jetzt bist du am Ende. Ich habe kein Ziel, ich
                      bin schon da und könnte noch zulegen. Da seiend lege ich zu. Mein Dasein erfüllt sich im
                  Unendlichen. Mein Ende wird sein, nicht mehr da zu sein.

 

Beiläufigkeit.
Es gibt im Geschehen Beiläufiges zu tun. Beiläufig hörend nimmt man wahr, was zufällt. Der Zufall ist der Fall des Geschehens. Die Welt ist alles, was der Fall ist (Tractatus, Wittgenstein). Die Welt
ist das Geschehen. Beiläufig sind wir in der Welt, die uns zufällt und als Wahrgenommene uns den
Zustand stellt. Für uns gestellt ist der Zustand die Geschichte, die uns stellt, in die wir hörend
gehören. Gehorchend tun wir das Beiläufige. Aus dem Gehorsam gründen wir beiläufig das Da-sein,
die Stätte des hörend gehörigen Tuns (poiesis).

Was ist Es, dass es Beiläufiges zu tun gibt?
Was gibt das Geschehen, wenn nicht die reine Möglichkeit des Seyns, das Sein der reinen Möglichkeit?
Was gibt es, wenn nicht aus der Zeitigung der reinen Möglichkeit, wenn nicht aus dem er-eigneten Zeit-
Raum, aus dem Horizont des Seins Geschichte sich uns stellt?

 

Wer lange Zeit, ja jahrelang nichts getan, nichts gemacht hat, denkt leichter ans Wesentliche, nicht
zuletzt, weil er keine Metaphysik zu treiben braucht, um sich zu lösen. Gelöst, gelassen denkend bleiben
Ihm nur die einfachen grossen Fragen.

 

Beiläufigkeit - Nennungen des Beiläufigen.
to parergon   Nebenwerk, Nebensache
parergos        nebensächlich, beiläufig
Episode
hä epeisodos  Eintreten, Dazwischenkommen
ep-eis-odion   s. Etymologie-Duden zu Episode: Hinzukommendes (Beiläufiges).
Da der Chor der altgriechischen Tragödie der Hauptträger der Handlung war, wurden die
hinzukommenden Dialogteile (epeisodion) als unwesentliche Nebensache empfunden.

 

Zu Leibniz: "De rerum originatione radicali" (deutsch von Herbert Herring: "Ueber den ersten Ursprung der Dinge").
Das Unmögliche gibt Es nicht,  denn Es ist die Möglichkeit, und Es gibt nichts, was die Möglichkeit ist, denn die Möglichkeit ist Es. Nichts ist die Möglichkeit, die Es gibt, denn Es ist die Möglichkeit des
Möglichen, das es nicht gibt. Gibt es das Mögliche, ist es (das Mögliche) nicht nichts, denn Es gibt
nichts, was das Mögliche nicht ist: Es gibt das Unmögliche nicht.

 

Beiläufigkeit -  parergon - Episode.
Das parergon (Beiwerk) ist das ep-eis-odion, das Dabei-Hinzu-Kommende. Epeisodos, Episode (Bei-
kommendes, Hinzukommendes) ist das Tun im Geschehen. - Im Geschehen gibt es das Beiläufige zu
tun.
Die Inständigkeit im Ereignis ist episodisch das Dasein, das so gefügt ist im ereignishaft geschichtlichen
Zeit-Raum. Das Menschentum ist die episodische Gestalt des Da-seins.

 

(z.B. Es gibt das Unmögliche nicht.)
Es gibt...
Es gibt etwas.
Was gibt es?  kann gefragt werden  -  oder: Was ist es, das es gibt?
Nicht aber kann gefragt werden: Was ist es, das gibt? Denn "es" ist ursprünglicher als das substantielle
(grundlegende) "was" (etwas), das gerade es gibt.
Es ist etwas. Was ist? - Etwas.
"Es" ist nicht etwas. "Es" ist grammatische Funktion von "ist".
Etwas ist.  So gewendet versinkt das "es" im "ist. "Es" gehört zum Sein. Das Sein ("ist") ist ursprüngli-
cher als das "Etwas". Etwas hat notwendig "Sein". "Es" entspringt dem Abgrund des Seins und ist somit
niemals substantiell. "Es" lichtet sich im Ereignis. "Es gibt" nennt das Er-eignis im abgründigen Seyn.

Die Monarchie des anfänglichen Wortes.
Das anfängliche Wort ist eins.  -  "Im Anfang war das Wort".
Das anfänglich im Er-eignis gestimmte Wort lässt die Fassung des Da-seins als Gefäss für die Gründung
der Wahrheit des Seyns erst erscheinen und durchstimmt das der Gunst des Anspruchs der reinen Mög-
lichkeit (anfängliche Wesung des Seyns) aus der anfänglich er-eigneten Inständigung in der Lichtung der Wahrheit des Seyns (im Ereignis) dankende Denken; das Denken, von dem erst alles "Symbolische" (Sprache, Mythos, Religion, Kunst...) die günstige Bewegung (Bewegung aus der Gunst des Anspruchs)
erfährt, getragen  - in der Schwebe -  in der anfänglichen Schwingung der Lichtung der Wahrheit im Er-
eignis.

 

Lasst uns das verwilderte Dickicht der verwahrlosten Realitäten der Welt ein wenig lichten, damit der
Strahl der göttlichen Gnade, der Liebe, das Dasein erhelle und die Glut der anderen Wahrheit in der
Offenheit der Lichtung im anderen Anfang sich entzünde.

 

Zu Halfwassen, Jens: "Plotin"  -  Das transzendentale Absolute, das Eine, Jenseits des Seins.
Dem Tod gehörend gehorsam ihn vollziehen als die höchste Stufe mystischer Uebung des Ausbleibens
im Abschied des Seins in die innigste Er-innerung der Inständigkeit im anderen Anfang.

 

Aus dem Logbuch des Narrenschiffes auf der Fahrt zur Insel der Glückseligen.
Seemannslied I.
Die singenden Blumen auf dem Meer der trommelnden Wasserkristalle,
tanzend im hüpfenden Glanz der Augenlichter der Sonnenfische,
tragen das Lied in die Segel des rollenden Narrenschiffes.
Weit, weit hinaus in die fernste Nähe der Insel schwimmen die Glücklichen
auf die flimmernde Bläue der seligen Gestade zu.

 

In Halfwassen, Jens, "Plotin":
Zitat aus Plotins Enneade VI.
"Er (das Eine selbst) ist Nichts und bedarf, um Er Selbst (autos) zu sein, nicht der Totalität; sondern nimm alles andere weg, wenn du Jenen aussagen oder Seiner inne werden willst. Hast du nun Alles weg-
genommen und nur Ihn Selbst belassen, so suche nicht danach, was du Ihm beilegen könntest, sondern
danach, ob du vielleicht etwas noch nicht von Ihm weggenommen hast in deinem Denken."
Können wir sagen (?): Die reine Möglichkeit des nie Geschehenen, die absolute Macht des We-
sentlichsten im Abschied des Seyns (Ereignis im anderen Anfang), das reine Nichts in seiner höchsten
Fülle.

 

Aus dem Logbuch des Narrenschiffes auf der Fahrt zur Insel der Glückseligen.
Seemannsgeschichte I.
In den auf den Meeresgrund gesunkenen Spinnengeweben verhedderten sich die Anker der gewasserten
Luftschiffe: Riesenbojen, an die sich die Korallen legten, bevor jenen die Luft entwich und sie ihrerseits auf den Grund sanken und die Netze samt Ankern unter sich bargen. Während sie unten vermoderten und allmählich ganz von Sedimenten zugedeckt wurden blühten droben die Atolle im Sonnenlicht, die,
beschattet von Riesenwolken und vorüberziehenden, besser gebauten und darum nur noch selten
wassernden Luftschiffen, die Farbtönung wechselten und das Gemüt des Meeres in seinen vielfältig-
sten Schattierungen dem Auge sichtbar machten. Das geschieht heute noch; und gäbe es wieder Luft-
schiffe, würden sich viele Touristen auch heute noch daran freuen können.

 

Das Nichts ist das Sein, das nichts ist.
Nichts ist nichtseiend Sein.
Sein ist nichtend Nichts.
Sein ist. Nichts ist.
Nichts ist Seyn. Seyn ist Nichts.

 

Schreiben ist Reiben, wenn der Stift über das Papier läuft. Läuft?  -  Ja doch, im Zickzack, vor und zurück (von mir dem Schreiber aus gesehen), und immer nach rechts, mit kleinen Unterbrüchen, immer wieder und rasch zu horizontalen Buchstabenkaskaden ansetzend, den Wörtern. So läuft der Stift
schreibend reibend, Haken schlagend, wie ein fliehender Feldhase, und Kadenzen von Wörtern markie-
rend, die sich zu Sentenzen schliessen, Spuren von gedankenlosem Andenken hinterlassend. Andenken?
An was? -  Andenken an das Unsagbare, das dank der Schrift mit dem Stift durch die Hand ohn' Verstand zur Sprache kommt, die nur sich selber ausspricht, hinter der das Unsagbare, das einig einzige Wort in unendlicher Nähe zurückbleibt, wie der Hohlraum hinter dem Getöne des angeschlagenen Topfes.

(Traduction)
Ecrire, c'est frotter, quand le crayon court sur le papier. Courir?  -  Oui donc, en zigzag, en avant  -  en
arrière, et toujours vers la droite, attaquant à reprise et vite des cascades horizontales de lettres, les mots. Ainsi le crayon court, en écrivant, frottant, faisant des crochets comme un lapin en fuite, et dessinant des cadences de mots qui se réunissent en sentences, laissant la trace de mémoire irréfléchie. Mémoire? De quoi?  -  Mémoire de l'indicible qui grâce à l'écriture  -  avec le crayon, par la main  -  se manifeste dans un langage qui n'exprime que soi-même, et derrière lequel l'indicible  -  l'unique, la seule et une parole  -  reste en retrait dans un voisinage infiniment proche, comme la cavité derrière le son d'un pot heurté.
... ...
Ecriture gestuelle? Peinture gestuelle?  -  "Je parle avec les couleurs, et vient une image."
 

 zu Kap. 26: Die transzendentale Einheit der Apperzeption  -  das ursprüngliche Apriori alles Verbindens (Martin Heidegger, "Logik. Die Frage nach der Wahrheit", Gesamtausgabe Bd. 21,
S. 322 ff.)
- cogito me cogitare (Descartes):
Ich schwinge mit (cogito) im Beilauf (me cogitare) zum Schwung des einigen Wortes in der Schwin-
gung der Lichtung der Wahrheit des Seyns im Gefälle der reinen Möglichkeit als zeit-räumliche  Aus-
einander-setzung der Welt aus der Gunst des Anspruchs des Seyns im anfänglichen Er-eignis.

 

Musik und Sprache.
Denkst du einen Gedanken ohne seinen Namen,
sing' ihn vor und schreibe auf, er wird Musik sein.
Willst du aber mit Namen ihn verständlich nennen,
Sprich ihn aus; die Sprache sagt von selbst den Namen.

 

Französische Homophonie zu drei Stimmen auf einen Vers Friedrich Nietzsches aus dem Gedicht "Venedig" und deren deutsche Rückübersetzung.  -  Sous un vers de Friedrich Nietzsche
("Hörte jemand ihr zu?"  -  "Quelqu' un l'entendait-il"), à la fin du poême "Venise": une homophonie
française à trois voix et sa re-traduction en allemand.
 
Hör   -   te      jemand           ihr           zu?
Heures des diamants, plaisir     des sous           Diamant'ne Stunden, Lust des Geldes,
Coeurs très cléments    et cires des joues          Herzensmilde und wächserne Wangen,
Heur  -  tez  gaiment     les rires   essoufflés       stosset freudig an das atemlose Lachen.

 

Bruckners Achte.
Der Aufstand des Gottes im Menschen gegen und aus der Erniedrigung durch das als Aesthetik,
Historie und Technik sich aufdrängende Unwesen der vollendeten Metaphysik wird im Erklingen der
Achten Symphonie von Anton Bruckner zum stimmenden Ereignis des inständig Hörenden.

 

Das lange Warten.
Das lange Warten wird angefüllt mit gleich-gültigen Augenblicken bestimmter Unbestimmtheit im Ahnen
des einzigen für uns immer schon aus unvordenklicher Zeit quellenden Geschehens, dessen Reifen die
Fruchtblase unseres, als das Unsere, kaum er-innerten Daseins einst platzen lasse (liesse) zum vor-
anfänglich bereiteten  Quellen von Myriaden neuer Quellen, die uns nicht einmal im Traum vorstellbar sind, weil wir in ihnen zukünftig schon aufgehoben sind. Wir alle, alle unsere Verästelungen und Wur-
zeln, Ahnen und Nachkommen zu aller Zeit sind die Augenblicke, in aller zukünftigen Vergänglichkeit,
allen Quellens und allen Fruchtens und Gebärens im Einen.


Zu Descartes' Substantialität des Ich: "res cogitans".
Substanz  - Akzidenz
          Ich  -  Denken
Die "Eigenschaft" des Nichts ist es, keine Eigenschaft zu haben.
Ursprünglichste Eigenschaft von Etwas ist es, nicht nichts zu sein, also nicht eigenschaftslos zu sein,
sein zu können.

 

Zum Novalis'schen "Selbstgefühl" und zu Schlegel in Manfred Frank, "Auswege aus dem deutschen Idealismus".
Das Selbst ist Erwachen des Seienden in der Passion. Passion ist strukturelle Eigenschaft des Organi-
schen, dh. aus dessen Stuktur erzeugte Eigenheit. Struktur des Organischen ist Anlage zur Wechsel-
beziehung des im Gefälle der reinen Möglichkeit gezeitigten Seienden.
Hören ist Passion als Empfindung (ein "In-Sich-Finden"), vgl. Schlegel, Kritische Ausgabe seiner Werke XII, 334.2: "Das Selbstbewusstsein nennen wir in Zukunft immer Empfindung, als ein in sich finden, weil das Ich eigentlich nicht bewiesen, sondern nur gefunden werden kann."

 

Abweg.
Der Ausweg aus allen Irrwegen ist der Abweg zum Abgrund.

 

Die Angst, die angustia ist nur die Enge der eigenen Endlichkeit.  -  Die entwendete Eignis aus
Abschied (Seyn).

 

Treue heisst nicht: aneinander kleben,
Aber wohl zurückzukommen im Streben;
Nicht sich ängstlich aneinander binden,
Doch auf Umwegen stets sich wiederfinden.

 

Schweigen.
Schweigen versagt den Spruch der Sage.  Schweigen versagt, kann versagen, weil hörend die Sage.
Sage: der  - in der im Schwung des einigen Wortes gestimmten Stimmung  -  gehört gehaltene Gehalt
aus Ereignis (Seyn).
Wort: schwingend im Gegenschwung von Anspruch und Antwort im hörend geweiteten Da zu der genahten Ferne des Seyns im Ereignis, dieses: anfänglich freyend er-eignende Lichtung für die Entwen-
dung in die Eignis aus reiner Möglichkeit im Abschied des Seyns. Schweigend er-innernd das Hehl der
Eignis (der der Eignis geborgte Anklang des einigen Wortes, abschiedlich verwunden und verschwin-
dend in die bergend verbergende Unverborgenheit des Seins des Seienden  -  das Hehl des eignenden
Wesens) schwebt schwingend am Wort aus abschiedlichem Abgrund des Seyns die Sage im Riss der
zeit-räumlichen Auseinandersetzung der Welt in Eignis am Gefälle der reinen Möglichkeit (freyende
Freiheit).

 

Das Wort, dass alle Sinne erfasst werden.
Das Wort, das alle Sinne be-rührt, auch die verborgensten, unbekannten, das gesinnend die Sinne in die
Gesinnung regt, ist die ganze Sprache, die in ihrer Kadenz schwingend aus Stimmung des Ereignisses das einige Wort gibt, und zwar zwiefältig gebend ins einzige Eigentum (Er-eignis)  -  zwiefältig aus dem Schmerz des Risses der Ent-eignung (im Abschied) ins die Huld (Gunst) der die Eignis freyenden
Freyheit (reinen Möglichkeit) spendende Ereignis: das einige Wort die ganze Sprache, die ganze Sprache das einige Wort  -  dichtend die Sprache aus dem Wort und das Wort in die Sprache, gemäss der das Seyendste (Menschenwesen) fügend er-eignenden Fuge im Ereignis.

 

Hier, wo hierher naht Nähe aus Ferne, ist Weile.
Da, wo hier fernnäherndes naht, weilt Nahes.
Da, weilend ist Nähe; hier in der Nähe ist Weile.
In der Nähe weilend ist hier Nahes da.
Da-seiend sind wir hier nah zur fernnahenden Nähe.

Dieser Steinbrocken hier in des Baumes Schatten da, zitternd getragen von den durchlichteten Blät-
tern, berührt vom fernwehenden Wind, dieser Stein gehört zum felsigen Gebirg dort, wo den Hori-
zont an abendlichen Linien der Himmel hochzieht, sagenhafte Schrift vom Wuchs aus geheimstem Geschehen versagter Bewegung. Auf diesem Stein lass ich mich nieder, hier im schwingenden Schatten der in die Blätter tanzenden Luft von den nahen Hängen der bewaldeten Berge, zwischen Himmel und Erde lesend das Gespräch an dem Wort im abendlich geschärften Zug des Schriftbildes der die Tiefen bergenden Höhen.

 

Vorgabe für den Erzähler.
Die tiefe Langeweile verschweigend in der erahnten Sage, dass sie (die Sage / die Langeweile) "im Gesagten (der Sprache) versickert wie Regen im Acker". (zit. Martin Heidegger, Gedachtes: II. Aus der
Erfahrung des Denkens, 12. Hütte am Abend, S. 244, Gesamtausgabe, Bd. 81).

 

Die festgefügten Wörter als Anspielungen auf Wahrgenommenes erleiden selber das Spiel der Wahrnehmungen und ballen sich zusammen zu Wortfügungen (Symbolen), die ihre Schatten  -  Far-
ben  -  auf das Wahrnehmen und Wahrnehmbare zurückwerfen. Ein schattenhaftes, alles Licht und alle
Sicht brechendes Sprachgebäude ersteht, dessen Grund (Fundament), sich selber verschüttend, immer
weiter zu babylonischer Turmhöhe aufsteigt. Gegenüber, von den Türmen des Schweigens, schwebt
alles erinnerte Gewesene im offenen Wind verwindend in den Abgrund des Anfangs.

 

Singularität?
-  Einig einzige Einzelheit  -  Singularität.
-  Nichts als sich haltende Inhaltslosigkeit.
-  Nichts nicht seiend.
-. Nichts ereignend.
-  Einzig in einiger Einzelheit sich er-eignend, um da zu seyn.
Da-seyn im er-eigneten Ereignis.
-  Dazwischenkunft, er-eignend den Zeit-Raum.
-  Das Offene der Uebereignung des Nichtslosen, erst so er-eigneten Seyenden.

 

Die Irre ist der Weg. Der rechte Weg führt in die Irre. Beiläufig am Geschehen setzt die Irre sich fort,
spurend die Erinnerung ihrer "Wahrheit". Selbstvergessen ihre Bahnen weiterziehend begegnet sie ihren
vergessenen Wahrheiten, erweckend die Erinnerung; in der Erinnerung der Erinnerung die irrende Spur ihres Beilaufs zur ungeahnten Seynsgeschichte hinterlassend. In der wachsenden Verwirrung ihres fort-
gesetzten Irrgangs nähert sie sich der ursprünglichen Verwirrung, dem Chaos der reinen Möglichkeit, der Lethe aller versunkenen Erinnerungen, der Mutter Mnemosyne.

 

Kiemen wünscht` ich mir, um auch auf den Grund des Meers zu schwimmen; dort in die Oeffnung des unterseeischen Höhlensystems der Insel der Glückseligen zu gleiten, bis zur innersten der verzweig-
ten Adern der Erinnerung: mnemosyne!

 

Zu Heidegger:  "erster Anfang"  -  "anderer Anfang".
Worte wie Hammerschläge auf dem Amboss der Stetigkeit sammeln den Takt ihres Fallens ins Licht der
Glut des klingenden Eisens. Durchscheinend im Innersten des Seienden blenden sie das Offene ihrer
Herkunft und verschenken sich in die Lichtung im Ereignis für eine Zeit. Zeit und Raum sind gelichtet im eröffneten Zeit-Raum, in den untergeht alles Scheinen der Glut des erkaltenden Ambosses, dem sich verschliesst das Seyn in der schweigenden Verbergung: Geborgen die Worte im gesammelten Rückwurf ihres Schlaglichts zur Erfüllung des anderen Anfangs, der fängt das Wort in den einzigen Wurf, zertrüm-
mernd den Amboss im einigen Blitz des einzigen Augenblicks.

 

Im Geschehen gibt es das Beiläufige zu tun  -  übergänglich.
Im Geschehen gibt es das Beikommende zu tun  -  inständiglich.
Im Geschehen gibt es Nichts zu tun  -  untergänglich.

 

Sur une vague de rèves en echo
paraît un jeu d'amour et de haine:
Sur les beaux reins de Rimbaud,
la laine de verre de Verlaine.

 

Erinnerung  -  Erwachen und Wiederkehr.
In die Gegenrichtung der Fahrt des Zuges zu gehen machte ihm Spass, da er vorwärts taumelnd doch
immer noch von den Bäumen und Sträuchern draussen überholt wurde. Im allerletzten Abteil sah er
geradeaus in die entschwindende Ferne. Bei jedem Halt stieg er hinten aus und vorne wieder ein, und
er ging und er ging immer wieder von automatisch sich öffnender Tür zu automatisch öffnender Tür nach hinten. Dann auf einmal, ganz hinten, wurde es still; die Ferne schwand nicht mehr, vor ihm stau-
te sich die Nähe. Da stieg er aus und nicht mehr ein. Er stand im Hauptbahnhof  Z. (oder M?), und an ihm vorbei gingen Leute, alle in Eile, und niemand stieg ein. Er verweilte bis niemand mehr eilte. Jetzt
war er da. Und da war er, wie einer der schon immer da war. Er bewegte sich ein paar Schritte und war
immer noch da. Da fiel ihm ein: "Ich habe kein Ziel, ich bin schon da."
Was tat nun einer der kein Ziel hatte, dem da zu sein genügte. Er setzte sich auf eine Bank und schaute
in die Runde. Spatzen flogen unter den Zugskompositionen hervor, zwitscherten artgemäss und ordent-
lich und entschwanden in der Wölbung der Bahnhofskuppel. Ganz oben, seitlich, fiel ein Sonnenstrahl ein, der sich am Scheibenglas eines Warteraumes widerspiegelte. Dahinter ein dunkler Schatten, der sich
bewegte, während rechts daneben Zigarettenrauch sich weissleuchtend abhob und stieg und stieg, bis
an die flache Decke des Wartehäuschens. War der Schatten das dunkelharige Haupt einer  Frauen-
gestalt? - Ja. Und sie rauchte, die rechte Hand immer wieder zum seitlich vorgeschobenen Aschenbecher
führend, was die ganze Gestalt mit dem gewellten dunklen Haar nach vorne sich neigen liess. Eine Weile
abwägend, ob er sich ins Wartehäuschen setzen sollte, gegenüber der jungen Frau sitzend, an ihr vorbei-
schauend warten, dass sie ihn bemerkte, ihm vielleicht kurz zulächelte, oder ob er nur vorne durch gehen
und hineinblicken sollte, stand er letztlich auf, ging ins Wartehäuschen hinein und setzte sich zwei Kör-
perbreiten entfernt neben sie. Er genoss die Möglichkeit, dass er sie ansprechen, vielleicht um eine
Zigarette bitten könnte, und er liess sich Zeit im Erraten ihrer Antwort. Würde sie überhaupt antworten,
oder gar gleich aufstehen und gehen. Ja, er liess sich lange Zeit, und sie ging schliesslich, ohne auch nur
einen Blick an ihn zu geben; sie ging, und die lange Zeit, sie blieb  -  und blieb als lange Weile. Lange
weilte er sitzend, den zurückgebliebenen Rauch ihrer Zigarette atmend, bis die Tür aufging und ein kühler Luftzug die Langeweile durchzog und die Erinnerung der Frau sich in einen klaren Gedanken
verwandelte. Ein Gedanke, der zu einem Andenken auswuchs, dem Andenken an eine Frau bei seinem ersten Aufwachen, vor unvordenklich langer Zeit, als eben die Zeit sich ihm einstellte, die ihn jetzt wieder einholte, wie der sanfte Luftzug eines fern wiederkehrenden Frühlings. Milde im Raum war das
Licht, aus dem das sanftmütige Gesicht der Frau ihn im gegitterten Kinderbett eine von leise rauschen-der Stille erfüllte Weile anschaute; und, als sie sich leise zurückzog, lichte Helle in den waagrechten Schlitzen der geschlossenen Läden im weit geöffneten Fenster, die durchschwungen von leisen Wellen
eines Vogelgezwitschers ein erstes Mal eine Ahnung anklingen liess vom unscheinbar Offenen einer
Welt, die noch keiner Vorstellung, keinem Denken entsprach. Aus dem Wartehäuschen tretend blickte
er hinauf, sah hinter den Scheiben der Bahnhofskuppel die glänzende Helle des Tages, die im Flattern der Spatzen fortschwingend sich in das an- und abschwellende Gezwitscher und weiter in die Stimmen
und Rufe der auf den nächsten Zug Eilenden übertrug. Er ging hinaus auf den Vorplatz, auf die Strasse,
und alles rauschte und bewegte sich im noch unscheinbarer als jemals Offenen, das sich unvermerkt ins
Lebendige der treibenden Wirklichkeit hüllte? - aufhob? - verschwand?

                                                                                                                              Brig-Glis 2008
                                                                                                                             Jean-Pierre Pellet

 

Der letzte Gott.
Dasselbe im Seyn:
Es gibt Gott.
Gott gibt Es.
Das Ereignis.

 

Verhalten zur Stimmung des in der anfänglichen Lichtung der Wahrheit des Seyns schwingenden Wortes er-eignet sich schweigend dem Seyendsten (Menschen) die Antwort in die Sage, die den Schmerz des Risses aus Enteignung zur Sprache bringt. Verwindend den Schmerz ins Gefälle der freyenden Freyheit (der reinen Möglichkeit: Wesung des Seyns) nimmt Sprache Welt in die Sage des
Risses, die im Beilauf der Kadenz der Sprache der Aus-einander-setzung des Zeit-Raums sich ver-eig-
net.

 

Der Narr (12. 3. 2009)
anthropos zoon logon echon.
homo animal rationale.
Ich bin der Narr, der blindlings gehend den Verstand hinter sich her zieht. Bleibe ich, auf der sanft ab-
fallenden Bahn des Lebens, mich besinnend stehen, überrollt er mich, und merkend rufe ich: War ich ein
Narr!

 

Der Schmerz und der Klang. Mancher Schmerz kann  abklingen. Den Klang hört man. Hört man Schmerz? Man sagt vom Hören, dass es schmerzhaft sein kann: sehr laute Klänge, die bei geringerer Lautstärke als angenehm empfunden werden.Ebenso kann eine schallende Ohrfeige als eine massiv ver-
stärkte "sanfte Berührung" verstanden, ein zartliebliches Streicheln zu brennenden Reiben werden. So gibt es leise "Schmerzen", die angenehm, wie laute, sonst wohlklingende Töne, die störend sein können.
Musik in Klängen  -  Musik in  "Schmerzen"? Musik, wohl nicht. Doch, da Musik auch Klanggeschehen,
so auch Schmerzgeschehen. Dabei: "Schmerzen" ähnlich (wenn nicht gar mehr!) vielfältig abgestuft in
"Farbe" (vgl. Klangfarbe),  Tönung (?), Intensität wie Klänge. Beider Geschehen im Rhythmus (im Fluss, im Wellengang des Geschehens)  -  ginoske d'hoios rhysmnos anthropoys echei (Archilochos:
Erkenne, was für ein Rhythmus (Wellengang) die Menschen "hat" (hält, trägt)).

 

Arsikere (Indien)
Arsis - Kehre:
Hebung ins Land
Karnataka.
Arsikere,
Knotenpunkt kehrend
die Bahnen
in die Drei  -
Ecken und Seiten -
des Trigons Indien.
Arsis:
Hebung des Abends
ins Land des Morgens
Morgenland.
Kehre
in die anfängliche Lichtung
des anderen Morgens.
                 (Glis, den 8.Februar 2010)

 

Veranstaltung
über-all in der Welt.
Im sich über-stellenden Ge-stell
daseiendes In-der-Welt-sein:
eine Ver-anstaltung  -
   Historie - Technik, Kultur -Wissenschaft,
   Wirtschaft - Politik  -
ver-un-staltend das Menschenwesen
im Unwelt gestaltenden Be-stellen  -
ungestalte "Welt".
Veranstaltet
das Stellen alles Seienden
in der einen Veranstaltung "des" Unwesens,
einstellend  den Menschen, das Seiendste,
in die Fron der Unwelt (das In-der-Welt-sein im Gestell),
in Un-Freiheit,
noch unter das Geringste des Seienden.
Freyheit aber in der Gelassenheit,
da, aus hörendem Gehören
dem Freyen (des Seyns),
An-lass zur verschweigenden Sage des Seyns (des freyenden):
Passion in der Freude (Freyheit) des Schmerzes
aus Unterschied im Ereignis.
                  (Glis, den 21. Februar 2010)

 

Warum gibt es so etwas wie Musik?
Ist "Musik" die Einschränkung des Hörens ins akkustische Wahrnehmen?
Können die Intervalle als solche gehört werden? Werden da nicht Töne nur aneinander verrechnet und
derart das Intervall als solches verhüllt? Ist das nicht ein Herausstülpen der Stille ins Laute des Getöns?
Das Getön an den Intervallen zurückfalten in die Stille, zur lautlosen Fügung der Zwischenräume  -  was wäre das? (Harmonié aphanes phaneres kreitton / Die unscheinbare Fügung ist stärker als die offenkun-
dige, Heraklit)? Bliebe noch die lautlose Gebärde des hörenden Denkens, des hörend dankenden Gehö-
rens in den gestillten Raum des Wortes? Gibt es, aus dem Gedank des hörend dem ereigneten Wort gehörenden Denkens, die ins Singen lautende Gebärde, Schmerzruf aus Unterschied im Ereignis: Instän-
dige "Musik"?  -  Selten? Wann?
                  (Glis, den 27. Februar 2010)

 

Die Gebärde,
das gesammelte Tragen des Geschehens,
ereignet,
in der Schwingung des einigen Wortes,
zur bildlosen Weise der Antwort des
ins hörende Gehören
dem Selben gelassenen Seyenden.

 

Die Verschollenen
keinem Tod gehörend,
denn sterbend nur im Abschied
in reiner Ent-eignis, der Welt entzogen,
von keinem mehr gehört
gehören sie dem Einen,
das verschmerzt den Tod in den Unterschied.
Aus Er-innerung winkend
verklingen sie einst im Einklang (Akkord) des einigen Dankes.
                   (Glis, im März 2010)

 

Die Tage vergehen, wie die Züge am Bahnsteig, die wegfahren, vorbeitosen, um anderntags wieder zu vergehen in ihrem Geräusch, Getöse, spiegelnden Fensterblitzen, in ihrem lauten, alle Aufmerksam-
keit verschlingenden Geschehen. Anderntags  -  ja, der Tag ist wieder da, derselbe, um zu vergehen
tosend zu geschehen, rauschend in die Nacht zu fahren. Zurück bleibt dann der auf dem Bahnsteig stehende, und er wittert Nachtluft. Eines Morgens wird er in einen Zug steigen, wegfahren in die nacht-
helle Ferne des Abends. Der Zug wird wiederkommen. Er ... aussteigen(?) wird er nicht.

 

Der Sigetiker.
Der Hörer, der die Antwort in den Schmerz verwindet  -  die Er-innerung zu nähren? in die Innigkeit (Seyn) zu genesen?
                    (Glis, 4. Juni 2010)

 

Treu ist der Baum.
Er hält den Raum  -
den Ort im Zaum.

 

Zu Martin Heidegger: "Ver-Hältnis"; s. "III. Gedachtes für das Vermächtnis eines Denkens"
in Gedachtes, Gesamtausgabe Bd. 81 S. 284, Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2007.

Im Ver-hältnis verhalten entäussert: die Er-innerung.
Wie der Baum im Schatten das Licht hütend,
die Ortschaft haltend der Zukunft
für das Ge-wesen: das Ver-hältnis.
"Es trägt und treibt,
zu ehren so das Höchste wie die Hohen."

 

Zu Meister Eckhart: Sein - Gott und "homo divinus", cf. Kurt Flasch, Meister Eckhart
Philosoph des Christentums, S. 215-217: "Wie 'Gott' zu denken sei"; C.H. Beck München 2010.

Ich weiss, dass Es ihn gibt und Er es gibt, dass seyend wir Es seyen  -  homo divinus.

 

Zu Peter Handke: "Die morawische Nacht" (Erzählung).

Staunendes Unvermögen vor der aus- / einschwingenden, einzig einen Gebärde des Dichters.
Unvermögend selber, Selbes zu sagen.
Und dennoch: mitgetragen,
                          glücklich leidend  -  Passion:
                          Eingestimmt-sein vom Schwung des Austrags:
                          die er-innerte Gebärde des anderen:
                          Liebe.
                          Eins sind wir, Gott-geboren  -
                          homo divinus.
          (Glis, 28. September 2010)

 

Tod,
Zeit - Raum ineinander verfügt
zum Nichts,
Bergung unbedingter Er-Innerung
in den Abschied
verhaltener Versagung
des An-fangs in die Ferne
zum Vorenthalt des Zögerns
nahender Ankunft
des letzten Gottes:
Fülle der Stille
im Schwingen der reinen Möglichkeit:
Seyn des Seyns  -  Ich bin, der ich bin.

t: tempus (Zeit)
   o: nullum / nihilum (Nichts)
   d: dimensio ("räumende" Ausmessung  -  Raumgebendes Ausmass)

 

Zu Martin Heidegger, "Gedachtes", Band 81 der Gesamtausgabe (2007, Vittorio Klostermann)

Aus einem Wort
den Reichtum der Sprache
in die Einfalt der Sage erhören.
Aus der Sprache
sagend
dem einig einen Wort
in die Ant-wort ent-sprechen.
    (Glis, den 8. Oktober 2010)

 

Girlanden fanden wir an den Veranden                                 Girlanden
hängend; in Längen vermengend, beengend                            fanden
die Zwischenräume zu wirschen Träumen                             wir an den
    von Kirschen in Bäumen: erfrischendes Schäumen          Veranden hängend
im Herzen der Stille, kein schmerzender Wille,                                  in Längen
    doch Kerzen in Villen schwärzend die Rillen                               vermengend
zeitloser Dauer zwei grosser Mauern                                                  beengend die Zwischenräume
    beim Rosenbauer, in Moosen lauernd auf                                                     zu wirschen Träumen
geringe, auch flinke, auf Dinge wie Ringe                                                     von Kirschen in Bäumen
in frischen Teichen zwischen Eichen,                                                               erfrischendes Schäumen
    mit Fischen, die laichend Tische bereichern.                     im Herzen der Stille
                                                                                                kein schmerzender Wille
                                                                                                    doch Kerzen in Villen
                                                                                                     schwärzend die Rillen zeitloser Dauer
                                                                                                                                  zwei grosser Mauern
                                                                                                                                   beim Rosenbauer
                                                                                                                                     in Moosen lauernd
                                                                                                       auf geringe
                                                                                                      auch flinke
                                                                                                       auf Dinge
                                                                                                       wie Ringe in frischen Teichen
                                                                                                                           zwischen Eichen
                                                                                                                   mit Fischen die laichend
                                                                                                                     uns Tische bereichern
   (Glis, im Advent 2010)