Die Schweiz ein Gefängnis - Friedrich Dürrenmatt



Friedrich Dürrenmatt
Die Schweiz - ein Gefängnis Aus der «Rede auf Vaclav Havel zur Verleihung des Gottlieb-Duttweiler- Preises am 22. November 1990»
Acryl auf Leinwand
5 quadratische Bilder, 100x100 cm, 2003
Auf jedem der fünf Bilder wird ein Teil der «Rede auf Vaclav Havel» wiedergegeben. Beim Anklicken der einzelnen Bilder oder hier der Links wird das entspechende Quadrat mit der Schriftdarstellung gezeigt.

Bild oben: ...die Schweiz als ein Gefängnis, wohinein sich die Schweizer geflüchtet haben. Weil alles ausserhalb des Gefängnisses übereinander herfiel und weil sie nur im Gefängnis sicher sind, nicht überfallen zu werden, fühlen sich die Schweizer frei, freier als alle andern Menschen, frei als Gefangene im Gefängnis ihrer Neutralität.

Bild mitte: Wer möchte in einem Gefängnis, worin man frei ist, nicht Gefangener sein, und so ist das Gefängnis eine Weltattraktion geworden, viele versuchen Gefangene zu werden, was sie dürfen, wenn sie über die nötigen Mittel verfügen.

Bild rechts: Die Gefängnisverwaltung ist nicht zu beneiden. Nun wissen wir nicht, was wir feiern sollen, das Gefängnis oder die Freiheit. Feiern wir das Gefängnis, fühlen sich die Gefangenen gefangen, und feiern wir die Freiheit, so wird das Gefängnis überflüssig. Weil wir aber nicht ohne Gefängnis zu leben wagen, werden wir wieder einmal unsere Unabhängigkeit feiern,

Bild links: Weil auch die Wärter Gefangene sind, kann unter ihnen der Verdacht aufkommen, sie seien Gefangene und nicht Wärter oder gar frei, weshalb die Gefängnisverwaltung Akten von jedem anlegen liess, von dem sie vermutete, er fühle sich gefangen...

Bild unten: Jeder Gefangene beweist, indem er sein eigener Wärter ist, seine Freiheit. Das Gefängnis braucht keine Mauern, weil seine Gefangenen Wärter sind und sich selber bewachen, und weil die Wärter freie Menschen sind, machen sie auch unter sich und mit der ganzen Welt Geschäfte, und wie!